FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN

by Hans-Jürgen Hafner


Opening: 01/05/2021 20:00

On view till: 05/06/2021

(KUNST UND KRISE #2)


Das STUDIO FOR ARTISTIC RESEARCH verhandelt in seinem Ausstellungsprogramm KUNST UND KRISE in einer NEUEN NORMALITÄT 2021.

 

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN
by HANS-JÜRGEN HAFNER
online OPENING + TALK
SAT 01.05.2021 8pm live on www.studioforartisticresearch.com

 

Zoom-Meeting beitreten
https://zoom.us/j/98602717071

 

GUESTS
Altern 8
Hans-Jürgen Hafner
Claudia Kugler
Neustart Kultur
George A. Romero
Thorsten Schneider
Studio Olafur Eliasson 

 

TALK 01.05.2021 8PM
Hans-Jürgen Hafner + Thorsten Schneider + Stephan Machac


02.05. - 22.05.2021 by appointment contact@studioforartisticresearch.com

 

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN

Die gute Nachricht könnte sein: zumindest was die Kultur und ihre Akteur*innen betrifft, ist die problematische Vokabel der Systemrelevanz aus dem Pandemie-bezogenen Werben um Aufmerksamkeit für die eigene Sache mittlerweile wieder verschwunden. Georg Seeßlen hatte bereits im August 2020 auf die Zweischneidigkeit der Systemrelevanzbehauptung aufmerksam gemacht: „Kultur müsste eines der Mittel zur ‚Rückkehr zur Normalität' sein, oder umgekehrt ein Teil der Normalität, zu der man so dringlich zurückkehren will. “ Damals war der Eindruck des ersten – und seitdem einzig halbwegs effizient realisierten – Lockdowns zum Zweck der Pandemieeindämmung noch frisch.
Die schlechte Nachricht: Kultur, hieß es seitdem, sei wichtig. Nur war sie nie eine Branche. Zurecht obliegen zwar wesentliche Kulturbereiche der öffentlichen Verantwortung, wenn es um Kulturpflege, Forschung, um kulturelle Bildung und Vermittlung geht. Doch ist die schlechte Nachricht zur schlechten Nachricht dann: wesentliche Teile davon wurden in den letzten Jahrzehnten dem Diktat ökonomischer Evaluation und harten Sparmaßnahmen unterworfen, die zuständigen Institutionen bis zur Dysfunktionalität geschwächt, egal ob auf Bundes-, Länder- oder kommunaler Ebene. Dass diese Kultur in den meisten Fällen weder überragenden unternehmerischen Gewinn noch besonderen kulturellen Wert einfährt, sondern vor allem Abhängigkeit reproduziert, ist wohl keine Überraschung – es ist Teil der Jobvereinbarung.

 

Die schlechte Nachricht im Frühjahr 2021 ist dagegen nur scheinbar schlecht. Vierzehn Monate Pandemie zeigen: Die Kultur, gerade im engeren Sinn des Wortes, und Bildung sind so unwichtig wie eh und je. Öffentlich finanzierte Museen, Ausstellungs- und Konzerthäuser und Theater sowie Bibliotheken sind noch oder schon wieder geschlossen. Ehrenamtliche oder selbstorganisierte Initiativen bestenfalls entmutigt.  Künstler*innen können nur in stark eingeschränkter Form ihre Projekte verfolgen, die nach klassischen Kriterien professioneller Erwerbstätigkeit nicht gemessen werden können. Eine Rückkehr zur ‚Normalität‘ ist bis auf weiteres ausgeschlossen. Pech, wer noch keinen Computer hat.

 Mehr Anlass zur Sorge macht eine andere Beobachtung Seeßlens im selben Text: „Längst“ – also schon lang vor der Pandemie – „kann sich Kultur jeder Art aus eigener Kraft nicht mehr erhalten, nicht einmal, indem sie sich so total als möglich marktfähig gestaltet.“ Tatsächlich sind die Instrumente der Kulturförderung Teil der Misere: nicht nur, dass der institutionelle Ausstellungsbetrieb förderabhängig ist, auch Verlage und Kunsthandel, mithin privatwirtschaftliche Unternehmen, profitieren von einer Kunstförderung, die vorrangig Vertriebsstrukturen unterstützt und die Förderabhängigkeit von Künstler*innen ebenso vergrößert wie sie den Zugang zu Märkten und Vertriebsstrukturen und letztlich das Produkt „Kultur“ manipuliert.

 

Dies gilt auch für das zur Moderation von Pandemie-bedingten Einkommensausfällen geschaffene Förderinstrument Neustart Kultur. Nach wie vor fehlt es an der Existenzsicherung für Künstler*innen und kulturelle Akteur*innen, während investive Maßnahmen und Outsourcing gefördert – der Betrieb darüber noch weiter bürokratisiert – werden. Nicht die Sicherung des Lebensunterhalts von Künstler*innen ist das primäre Ziel, sondern die Deckung von Verbindlichkeiten, sowie, wieder, die Sicherung von Vertrieb und Verwaltung. Kultur im engen wie im expansiven Sinn des Wortes wird gleichermaßen im Maßstab der „Branche“ behandelt, die eine Konjunkturkrise erlebt. Wie der ‚freie‘ Markt durch Politik und Bürokratie hindurch Kultur bestimmt, ist diese nicht, was kulturelle Relevanz hat, sondern was den nicht störenden Kulturbetrieb nicht stört. Sollen die Unzufriedenen doch abhauen.

 

Text: Hans-Jürgen Hafner + Thorsten Schneider

 

 

Hans-Jürgen Hafner arbeitet als Autor, Kunstkritiker und Ausstellungsmacher. Zusammen mit Wolfgang Brauneis, Philipp Höning und Thorsten Schneider betreibt er die Recherche- und Publikationsplattform Institut für Betrachtung (IFB). Hafner hat zahlreiche monographische und thematische Ausstellungen kuratiert, zuletzt La Bellezza dei Cocci Rotti im Lanserhaus in Eppan/Südtirol, Kunst am Bau (mit Gunter Reski und Marcus Weber) in Berlin Rummelsburg sowie KUNSTBUNKER NÜRNBERG von Katharina Sieverding als Präsentation im öffentlichen Raum, Nürnberg. Die von ihm konzipierte Publikation „Die ersten vier Theorieinstallationen der Jackson Pollock Bar 1993-1995“ widmet sich der gleichnamigen, gemeinsam von Christian Matthiessen und Klaus Merkel realisierten Werkgruppe.  www.hjhafner.de

 

KUNST UND KRISE
Wir befinden uns in einer Gegenwart der globalen Krise. Mit dem Diskurs über den gesellschaftlichen Umgang damit, verbinden sich Fragestellungen an die Kunst. Daher findet 2021 im STUDIO FOR ARTISTIC RESEARCH eine Ausstellungsreihe statt, die diese Fragen verhandelt. Die Teilnahme ist unter Einhaltung der aktuellen Infektionsschutzregelungen vor Ort oder online möglich. Das Format soll zu einem besseren Verständnis unserer Gegenwart und möglichen Zukunft beitragen.

 

 

 

Die Ausstellung wird gefördert von:

 

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FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - 01.05.2021

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - "Neustart Kultur" - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

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FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - Claudia Kugler - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

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FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - Studio Olafur Eliasson - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - Studio Olafur Eliasson - 01.05.2021

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FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Hans-Jürgen Hafner + Thorsten Schneider + Stephan Macháč - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Hans-Jürgen Hafner + Thorsten Schneider + Stephan Macháč - 01.05.2021

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Hans-Jürgen Hafner - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

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FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Thorsten Schneider - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Thorsten Schneider - 01.05.2021

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Stephan Macháč - 01.05.2021 Studio For Artistic Research Hans-Jürgen Hafner Düsseldorf

FULL ON .. MASK HYSTERIA: NEUE UND ALTE NORMALITÄTEN - Installation view - online - TALK: Stephan Macháč - 01.05.2021